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Überzwerch klagt an

Dieser Beitrag ist eine ABC-Etüde. Die Etüden sind ein Blog-Projekt, das mit viel Hingabe von Christiane auf Irgendwas ist immer betreut wird. Dabei geht es darum, mit drei vorgegebene Wörter eine Geschichte mit maximal 300 Wörtern zu schreiben.

Die Lockwörter lauten diesmal Rolle, halbherzig und belohnen und wurden von Ulrike mit ihrem Blog Blaupause7 „gespendet“.

Wer Überzwerch, den Rächer der Kleingemachten, noch nicht kennt, wird die Geschichte vermutlich nicht so gut verstehen. Deshalb empfehle ich zuvor die Lektüre der folgenden Etüden-Serie.

Und los geht die Etüde:

Überzwerch klagt an

Wenn Sie noch einmal eine süfisante Bemerkung zu meiner Körpergröße machen, dann werde ich dafür sorgen, dass Sie Ihren Job hier schneller los sind, als Sie Ihr albernes Hämmerchen schwingen können. Sie sind doch absolut befangen! Sie handeln doch im Auftrag! Sie entstammen doch dem selben kranken Hirn wie wir alle!

Mäßigen Sie Ihre Zunge, Zeuge Überzwerch! Wenn Sie hier den ganzen Saal aufwiegeln, komme ich nicht umhin, die Verhandlung zu schließen und Sie nur noch schriftlich zu vernehmen. Kommen Sie zur Sache und schildern Sie, was Sie dem Angeklagten vorzuwerfen haben. Mit Ihren Zornausbrüchen erreichen Sie doch überhaupt nichts.

‚Mäßigen‘, ‚Zornausbrüche‘, Pi-Pa-Po! Das ist doch gerade der Punkt, verstehen Sie denn nicht? Der Kerl hat mir einen so eindimensionalen Charakter verpasst, dass ich ständig überall aus der Rolle falle. Er benutzt mich einfach nur zur Belustigung von ein paar schrägen Typen, die im Internet eine Art Spiel spielen, mit drei Wörtern oder so. Ach was weiß denn ich! Jedenfalls werde ich dann dreihundert Wörter lang quasi am Nasenring durchs Internet geführt, als Kuriosität: In meinem putzigen gerechten Zorn darf ich dann mit meinen Superkräften mal kurz einen Bösewicht vermöbeln. Wenns gefällt, wird der Herr Autor von den Mitspielern mit ein paar albernen Sternchen belohnt, aber mich lässt er dann wieder wochenlang in seinem dunkelsten Hinterstübchen vergammeln. Er betreibt das Ganze nämlich nur halbherzig. Solche Lebensbedingungen verstoßen doch gegen jegliches Arbeitsrecht! Das ist doch Missbrauch! Vernachlässigung! Menschenverachtend!

Gemach, gemach, Zeuge Überzwerch! Sie machen also dem Angeklagten die Simplizität Ihres eigenen Charakters zum Vorwurf? Finden Sie das nicht selbst ein wenig wunderlich? Überdies wurde Ihnen ja offenbar reichlich freie Zeit zur Verfügung gestellt, die Sie durchaus für Ihre Persönlichkeitsentwicklung hätten nutzen können. Und ob der Begriff ‚menschenverachtend‘ überhaupt auf Zwerge anwendbar ist, das soll zunächst einmal unser wissenschaftlicher Dienst prüfen…

299 Wörter

Diese Geschichte wurde inspiriert durch den Roman ‚In Schwimmen-Zwei-Vögel‘ von Flann O’Brien, in dem einem Autor von seinen Figuren der Prozess gemacht wird.

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11 Kommentare zu „Überzwerch klagt an

  1. Überzwerch! Du mal wieder! Stefan, ich finde, die Idee und deine Umsetzung ziemlich klasse. Macht Spaß zu lesen, und ich schwanke, ob ich Überzwerch oder seinem Ankläger rechtgebe, oder beiden – oder ob ich mich einfach einfach nur zurücklehne …
    Aber natürlich lasse ich ein Sternchen hier … 😎
    Danke dir, freut mich.
    Abendgrüße ☁️🍁🍷🍪👍

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      1. Ja, wie denn? Du hast ja keine Ahnung, wie aufwändig es war, diese Gerichtsverhandlung zustande zu bringen! Das einzige, was ich tun kann, ist folgendes: Immer wenn der Herr Autor schläft, kann ich ihm ein bisschen was ins Unterbewusstsein träufeln, das er dann – vielleicht – in ein Geschribsel umsetzt. Aber was dabei rauskommt, hast du ja gelesen: Er erfindet flugs einen parteiischen Richter, und schon hast du keine Chance mehr. Wie sollte ich ihn je dazu bringen, zu schreiben, dass ich aus dem Hinterstübchen ausbreche, oder er mich gar freilässt?!
        Aber ich verrate hier schon viel zu viel, schließlich hört der Feind ja wahrscheinlich sowieso mit…

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    1. Win-win, naja. In diesen Memoiren würde ich bestimmt nicht gut wegkommen. Die müsste er dann schon selber schreiben. Eins ist jedenfalls sicher: Ich werde keine Etüde schreiben, in der Überzwerch die Gelegenheit dazu bekommt. Da könnte ich mir ja gleich selbst ins Knie schießen…
      Aber ich frage mich ja schon langsam, wie er das überhaupt hinbekommt, hier Kommentare zu hinterlassen. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass ich ihn freigeschalten hätte.

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      1. Tja, da siehst du mal…
        Manche Dinge machst du halt völlig unbewusst. Und einige davon einzig und allein deshalb, weil ich es dir einträufle. Du kannst dich ruhig mal fragen, was du vielleicht sonst schon alles gemacht hast, ohne dich daran zu erinnern. Soll ich mal aus dem Nähkästchen plaudern? Das würde deinem Publikum bestimmt gefallen…

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  2. super – dennoch plädiere ich dafür, dass der Kläger (Überzwerch) ein tieferes Inneres zugestanden bekommt, als er jetzt schon hat – also sozusagen, von innen größer als außen, auch auf die Gefahr hin, dass er das in den falschen Hals bekommt.

    Und mein Sternchen ist dir trotzdem sicher.

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